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Gemeinsame Pressemitteilung der GRÜNEN LIGA Brandenburg e.V., des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Landesverband Brandenburg e.V. und der NaturFreunde Brandenburg e.V.

5. Jahrestag des Sandsturms auf der A19

 

Potsdam, 06.04.2016: Vor fünf Jahren, am 8. April 2011, ereignete sich auf der A19 bei Güstrow einer der schwersten Verkehrsunfälle seit Ende der DDR: mehr als 80 Fahrzeuge wurden in eine Massenkarambolage verwickelt, acht Menschen kamen ums Leben. Durch unangepasste landwirtschaftliche Tätigkeit wurde eine Sandwolke ausgelöst, die den Unfallbeteiligten die Sicht nahm.

Die damals aufgekommene Behauptung eines "bisher unbekannten Phänomens auf deutschen Straßen" ist Unsinn - es ist nur noch nie zuvor dadurch ein solches Drama ausgelöst worden! Da sich an den Ursachen nichts ändert, besteht diese Gefahr weiterhin - auch in großen Teilen Brandenburgs und nicht nur auf Autobahnen.

"Windschutzstreifen oder Begleitpflanzungen an Straßen, Wegen und Gewässern würden dem Wind die Kraft nehmen und somit Sand- und Schneeverwehungen über längere Strecken verhindern. Dies wäre der beste Schutz vor solchen Katastrophen", so Heinz-Herwig Mascher, Vorsitzender der Grünen Liga Brandenburg e.V. "Besonders erosionsgefährdete Bereiche müssten erfasst werden, um dort Grünlandnutzung, Streuobstacker oder bodenschonende Bearbeitungsmethoden umzusetzen. Die Landwirtschaftsämter müssten die Landwirte entsprechend beraten. Ein Steuerungselement des Landes könnte hierbei die EU-Agrarförderung sein. Auch sollte die Autobahnpolizei das Recht haben, im Gefahrenfall z.B. das Pflügen von Äckern zeitweise zu untersagen." Mascher hatte als Privatperson den Landwirtschaftsbetrieb bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Diese stellte das Verfahren ein, merkte jedoch an, dass "ein zukünftiger Vorfall unter vergleichbaren Rahmenbedingungen" zu einer anderen Bewertung führen könnte.

Auch die NaturFreunde Brandenburg beklagen die Landschaftszerstörung durch immer größer werdende Ackerschläge und Monokulturen. "Die Bodenerosion, welche auch zu Sandstürmen führen kann, ist ein von der Politik nicht beachtetes Problem. Zusammen mit sinkenden Grundwasserständen verschlechtern sich nicht nur die Voraussetzungen für die Landwirtschaft. In so einer langweiligen Landschaft will niemand leben, geschweige denn sich erholen. Umfassende Heckenpflanzungen schützen nicht nur vor Sandstürmen und Bodenerosion, sie bieten in einer ausgeräumten Landschaft zahlreichen Tierarten Schutz, Lebensraum und "Wandermöglichkeiten". Sie sind daher wichtig für den Biotopverbund und den Erhalt der Artenvielfalt", so die Landesvorsitzende Grit Gehrau.

"Aus VCD-Sicht sollten vermehrt Windschutzstreifen gepflanzt werden," sagt Gerhard Petzholtz, stellvertretender Vorsitzender des VCD Brandenburg. "Sie sollten formal zur Ackerfläche gehören, damit sie Teil der landwirtschaftlichen Förderung werden und die Landwirte so für Ihre Pflanz- und Pflegearbeit entschädigt werden. Grundsätzlich gilt natürlich auch, auf eine angepasste Fahrweise zu achten, insbesondere bei schlechten oder sich ändernden Wetterverhältnissen."

Grüne Liga, NaturFreunde und VCD Brandenburgs fordern von Ministerpräsident Dr. Woidke und seinem Kabinett, endlich Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Tragödien wie einst in Mecklenburg. "Sollte sich ein solches Drama in Brandenburg ereignen, wird keiner der Verantwortlichen sagen können, es sei ein nicht vorhersehbares Ereignis eingetreten. Handeln Sie endlich!"

 

Heinz-Herwig Mascher

Vorsitzender der GRÜNEN LIGA Brandenburg e.V.