Trottheide
Die jahrelangen Bemühungen des Trottheide e.V. und der GRÜNEN LIGA haben zu einem Etappenerfolg beigetragen. Mit Schreiben vom 3. Juli 2014 teilte der Brandenburgische Wirtschaftsminister (MWE) Ralf Christoffers (LINKE) mit, dass sein Haus nunmehr die Mittel für das notwendige Monitoring-Programm (Untersuchung des Abfallpotentials) im Restsee der ehemaligen Tongrube Trottheide (Marienthal/Landkreis Oberhavel) zur Verfügung stellen wird.
Der Trottheide e.V. ist vom MWE beauftragt worden, sich mit dem Landesbergamt in Verbindung zu setzen um die notwendige Ausschreibung für die Untersuchung des Gewässersediments auf giftige Reststoffe aus der Zeit der illegalen Deponienutzung vorzubereiten. Anbei die Pressemitteilung des Trottheide e.V.
Zur Vorgeschichte: Der Trottheide e.V. hat sich 2006 als die Bürgerinitiative gegen die skandalösen illegalen Müllablagerungen in der Trottheide in Zehdenick-Marienthal, einem Gebiet höchster europäischer Schutzstufe (Vogelschutzgebiet, Fauna-Flora-Habitat-Gebiet) gebildet. Sie hat seitdem unablässig die Gefahrenabwehr und gegebenenfalls die Sanierung gefordert.
Vor allem hat sie darauf hingewiesen, dass die zuständigen Behörden ihre auf der Hand liegenden Untersuchungs- und Aufklärungspflichten bisher unverantwortlich vernachlässigt haben. So sind die Behörden den im Strafprozess nach den gutachtlichen Erhebungen zutage getretenen Gefahren der vermutlichen hochgradigen Vergiftung (Zeitbombe von 180 Jahren) nicht entsprechend nachgegangen.
Vielmehr haben sie unter Hinweis auf unzulängliche Messungen an der Wasseroberfläche und im Grundwasser den Inhalt immer wieder verharmlost, die eigentlich erforderliche gründliche Untersuchung des Inhalts aber unterlassen.
Alarmierend wurde der Trottheide e.V. seit einiger Zeit bei seinen Warnungen bestätigt. So wurden nach der amtlichen Information durch das Landesamt für Bergbau, Energie und Rohstoffe (LBGR) im
Rahmen des Grundwassermonitoring Überschreitungen der Niederschwellenwerte für einige Schwermetalle festgestellt. Und das LBGR-Gutachterbüro Dr. Beerbalk wies darauf hin, dass Grenzwerte der
Trinkwasserverordnung in einigen Fällen bereits überschritten sind (regelmäßig Eisen, Mangan, Ammonium, aber vereinzelt auch Arsen, Blei, Cadmium).
Acht Jahre hat der Trottheide e.V. inzwischen wegen der Risiken und Gefahren mit Vertretern und Instanzen aller Gewalten im Lande Brandenburg gerungen, zuletzt auch durch Zeitzeugen nachgewiesen, dass gegen das Absinken der Schadstoffe ins Grundwasser auch keine geschlossene Tonsohle schützt.
Seit Jahren läuft eine Sammelpetition beim Landtag Brandenburg.
Mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ Leipzig hat der Trottheide e.V. schon im November 2012 ein Untersuchungskonzept vorgelegt. Mit dem LBGR wurde eine Verständigung herbeigeführt, dass dieses Konzept nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft als fachlich fundierte und nachvollziehbare Minimallösung zur Einschätzung des mittel- und langfristigen Gefahrenpotenzials und damit als wissenschaftliche Basis zur Ableitung einer angemessenen Strategie zur Gefahrenabwehr akzeptiert wird und dass die Untersuchungen auch angesichts der unbekannten Risiken mit vertretbarem Aufwand technisch möglich sind. Das Konzept sieht zusammengefasst vor
Die Kosten dieser Untersuchungen belaufen sich auf etwa 140 000 Euro.
Inzwischen wurde aufgrund Europarechts die Möglichkeit der Verbandsklage (über Umweltverbände) durch das Bundesverwaltungsgericht auch zugunsten des Trottheide e.V. bestätigt. Deshalb hat der Trottheide e.V. Vorbereitungen eingeleitet, um das Land gegebenenfalls auf dem Klagewege zu den erforderlichen Schritten der Untersuchung des Gefährdungspotenzials im Tagebau-Restloch Trottheide zu zwingen. Unverständlich war nach wie vor, warum die Behörden nicht von sich aus diese Untersuchen einleiten sollten. Streben sie doch an, die bergrechtliche Widmung der Trottheide zu beenden. Ohne eine ordnungsgemäße Untersuchung ist dies gar nicht möglich.
Mit Schreiben vom 3.7.14 hat der brandenburgische Minister für Wirtschaft und Europaangelegenheiten Ralf Christoffers nun mitgeteilt, "dass die für das Monitoringprogramm (Untersuchung des Abfallpotenzials im Restsee)", also die Untersuchung im Sinne des vorstehend erwähnten Helmholtz-Konzepts, "notwendigen Mittel nach erfolgter Ausschreibung von Seiten des MWE zur Verfügung gestellt werden können". Der Minister hat den Trottheide e.V. gleichzeitig gebeten, "sich kurzfristig mit dem Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe in Verbindung zu setzen, um gemeinsam die weitere Verfahrensweise abzuklären".
Der Trottheide e.V. dankt dem Minister für diesen konsequenten Schritt, Licht in das Dunkel des Sees zu bringen, um das Handeln des Landes in der Trottheide endlich auf verlässliche Erkenntnisse stützen zu können.
Unser Dank gilt auch dem Landtagsabgeordneten Henryk Wichmann, der sich als einer von wenigen der vielen angesprochenen Politiker ernsthaft und unermüdlich gekümmert und über die Jahre für das Anliegen des Trottheide e.V. im Interesse von Mensch und Natur eingesetzt hat.
Dank gebührt schließlich auch der Stadt Zehdenick, die die Bestrebungen des Trottheide e.V. ausdrücklich unterstützt hat und der Petition beigetreten ist.
Hervorzuheben ist auch unser Dank an das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ Leipzig, das überzeugend für die wissenschaftliche Basis der weiteren Bestrebungen gesorgt hat.
Doch in besonderer Weise hat die Bürgerinitiative all denen zu danken, die - ohne hier namentlich genannt zu werden, sich über die Jahre für diese Sache zeitintensiv eingesetzt haben.
Der Trottheide e.V. hat sich heute mit dem LBGR zur Abklärung der weiteren Verfahrensweise in Verbindung gesetzt. Er hat seine Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass
Christian Albroscheit
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