Potsdam, 24.07.2014: Nach Presseberichten der letzten Tage hat die Berliner Senatsverwaltung die Streichung der Ehrengrabstätte für Professor Hugo Conwentz auf dem Stahnsdorfer Südwestfriedhof verfügt.
Prof. Conwentz hatte das Westpreußische Provinzialmuseum in Danzig aufgebaut. Sein Interesse galt damals bereits dem Natur- und Landschaftsschutz. Seine "Denkschrift über die Gefährdung der Naturdenkmale und Vorschläge zu ihrer Erhaltung" aus dem Jahr 1904 war aus heutiger Sicht revolutionär. Bereits während seiner aktiven Arbeit in Westpreußen setzte er sich für den Schutz besonders wertvoller Landschaftsbestandteile ein. Sein Engagement brachte ihm 1906 die Berufung zum Leiter der "Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege" ein.
Deutschland war damit das erste Land in Europa, das Naturschutz zur staatlichen Aufgabe erhob. 1910 wurde die Einrichtung nach Berlin verlegt und Conwentz mit der hauptamtlichen Leitung beauftragt. Seine Aufgaben waren die Erforschung, Beobachtung und Inventarisierung der Naturdenkmale sowie die Betreuung bei deren Unterschutzstellung. Auch außerhalb Deutschlands wirkte er in dieser Richtung. In Schweden z.B. mündeten seine Bemühungen in der Schaffung eines Naturschutzgesetzes.
Aus seinen Ideen heraus trug er maßgeblich zur Entwicklung des ehrenamtlichen Naturschutzes bei.
"Prof. Hugo Conwentz darf mit Recht als Urahn der modernen Naturschutzbewegung in Deutschland und Europa betrachtet werden. Der Name Conwentz hat hier einen hohen Stellenwert. Die jetzt erfolgte Streichung von der Liste der Berliner Ehrengräber ist für mich absolut unverständlich", so Norbert Wilke, Landesgeschäftsführer der GRÜNEN LIGA Brandenburg.
"Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Grabstätte den Status zurück erhält. Es kann nicht sein, dass immer mehr Gräber bedeutender Bürger verschwinden oder der Pflege der Allgemeinheit in Form von Fördervereinen übergeben werden und sich der Staat aus seiner Verantwortung zurückzieht", so Wilke weiter.
Die GRÜNE LIGA wird sich bemühen, hier eine Lösung - die zumindest den Erhalt der Grabstätte beinhaltet - herbeizuführen und wird mit den verantwortlichen Stellen in Berlin und Brandenburg ins Gespräch kommen.
Vor einigen Jahren fand noch anlässlich des 75. Todestages eine gemeinsame Kranzniederlegung der Länder Berlin, Brandenburg und von Naturschutzverbänden auf dem Südwestfriedhof mit etwa 50 Teilnehmern statt. Es kann nicht sein, dass sein Erbe völlig wertlos geworden ist. Wer seine Vergangenheit verliert, wird auch seine Zukunft nicht gewinnen können.
Norbert Wilke
Pressesprecher der GRÜNEN LIGA Brandenburg e.V.
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