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Öffentliche Veranstaltung am 23.11.2024 11:00-14:30 Uhr

Praxistest Permakultur

Formen landwirtschaftlicher Bewirtschaftung in Theorie und Praxis

Die Permakultur ist leider immer noch ein Nischenthema und wird in der öffentlichen Wahrnehmung nur als kleinteiliger Lösungsansatz für den eigenen Garten wahrgenommen.

Mit dieser Veranstaltung wollen wir vernetzen und den respektvollen Austausch zwischen Landnutzern, Wissenschaftlern sowie Umwelt- und Naturschützern befördern. In den Fachvorträgen werden die Referenten ihr theoretisches Wissen mit konkreten Praxisbeispielen verbinden.

 

Wo: Reimar-Gilsenbach-Saal im Haus der Natur, Lindenstraße 34, 14467 Potsdam

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Um Anmeldung an geschaeftsstelle @ grueneliga-brandenburg.de wird gebeten.

"Die Philosophie hinter Permakultur will mit und nicht gegen die Natur arbeiten, sie ist eine Philosophie der fortlaufenden und überlegten Beobachtung und nicht des fortlaufenden und gedankenlosen Handelns; sie betrachtet Systeme in all ihren Funktionen, anstatt nur eine Art von Ertrag von ihnen zu verlangen."

 

Bill Mollison

 

Einführung

Der Mensch als Teil der Natur lebt und bewegt sich in dieser. Sie ist die Quelle, all unsere Bedürfnisse zu stillen und sollte daher mit Respekt behandelt werden. Es scheint einen naturgegebenen Prozess des Nehmens und Gebens zu geben, den es zu entdecken gilt. Solche Entdeckungstouren sind individuell geprägt, da jeder Mensch seine eigene subjektive Weltsicht entwickelt. Zuhören, Fragen stellen und Ideen austauschen sind drei wesentliche Grundpfeiler unseres Netzwerkgedankens und daher laden wir ein zu einer weiteren spannenden Veranstaltung

zum Thema Permakultur.

 

Die beiden Australier Bill Mollison und David Holmgren beobachteten, experimentierten und entwickelten eine Landnutzungsform, die die beiden Begriffe "permanent" und "agriculture" zur Idee der "Permaculture" vereint.

 

Vortrag 1: 11:00-11:45 Uhr:

Permakultur - ein möglicher Lösungsansatz für unser Landwirtschafts-, Ernährungs- und Gesellschaftssystem (Dipl.-Ing. Daniel Fischer)

Mit dem Referenten Daniel Fischer konnten wir einen Schüler der beiden Mulchgarten-Pioniere Kurt Kretschmann und Rudolf Behm für den Einstiegsvortrag gewinnen. Er wird uns in die Geheimnisse der Permakultur einführen, Begriffe, Motive, Methoden erläutern und uns diese Idee in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext einordnen. Der anschließende Blick auf konkrete Praxisbeispiele soll die Teilnehmer einstimmen und inspirieren. Beginnend mit dem Leitsatz "Small is beautiful but big is powerful" wird der angekündigte Praxistest anhand von verschiedenen Beispielen eingeläutet. Wir dürfen gespannt sein auf seine vertiefenden Ausführungen zu

den Themen großflächige Mulchwirtschaft, Agroforstsysteme und Waldgärten sowie Kreislaufkonzepte mittels Terra Preta (portugiesisch "Schwarze Erde").

 
 
 
 
 
 

Vortrag 2: 11:45 Uhr – 12:30 Uhr:

Permakultur - Fördernde Bedingungen für Bodenlebewesen als Anzeiger für Bodenfruchtbarkeit (Dr. Stefanie Maaß)

Mit Stefanie Maaß konnten wir eine Referentin gewinnen, bei der der Zuhörer sofort spürt, wie sie für ihre wissenschaftliche Arbeit brennt. So steht der Leitsatz in Ihrer Doktorarbeit für sie und für sich selbst:

"Der spannendste Satz, den man in der Wissenschaft hören kann, ist nicht "Heureka! (Ich habe es gefunden / verstanden!)", sondern "Das ist aber komisch...". (Isaac Asimov)

So wird sie uns sichtbar machen, was dem Auge des Betrachters ohne Hilfsmittel verborgen bleibt - das vielschichtige Leben in unserem Boden. Was macht einen natürlichen, gesunden Boden aus? Welche Bedeutung haben die vielen kleinen Lebewesen für ein funktionierendes Nahrungsnetz und für die Bodenqualität? Nur ein gesunder artenreicher Boden kann dem Landwirt den Ertrag und damit seine dauerhafte Existenz sichern. Die Biologin Stefanie Maaß möchte einen Bogen zwischen Theorie und Praxis schlagen und aufzeigen, dass und wie der Landwirt von der Forschung und die Wissenschaft vom Landwirt profitieren und lernen können. Hierbei scheint eine detaillierte Artenkenntnis eher zweitrangig zu sein. Sie möchte Kenntnisse über die Zusammenhänge im Boden mit den Landnutzern austauschen und diese speziell bei Einsatz von Chemikalien sensibilisieren. Erkenntnisse zur Bodengesundheit erfordert ein effektives Monitoring (z.B. akustisches Monitoring). All die Beobachtungen und praktischen Erfahrungen des Landwirts bei der alltäglichen Arbeit sind bedeutsam und sollten sich wiederfinden im Kontext der institutsnahen angewandten Forschung, aber auch in der universitären Grundlagenforschung. Hier bedarf es mehr Überschneidungen, um einen konstruktiven praxisnahen Dialog zu ermöglichen.

 

Mittagspause: 12:30-13:15 Uhr

 

Vortrag 3: 13:25-14:00 Uhr:

Umsetzung der Permakultur in der Praxis (Frank Wesemann, Landwirt vom Ökohof Waldgarten bei Barenthin)

Der Waldgarten ist der Versuch, einen natürlichen Wald mit Bäumen, Sträuchern und mehrjährigen Pflanzen nachzuempfinden. Im Mittelpunkt steht dabei die Nahrungsgewinnung, das Schaffen von stabilen nachhaltigen Ökosystemen und maximale Vielfalt (Biodiversität). Waldgarten ist nicht nur ein Name, sondern ein Teil des Hofkonzeptes, und damit erfüllt der Waldgarten die selbst gestellte Herausforderung, Nahrungsmittelproduktion und maximalen Naturschutz zusammen zu denken und zu führen. Der Ökohof Waldgarten versteht sich als Vielfalts-Hof und hofft als Pilotprojekt zum Wandel (Transformation) der Landwirtschaft beizutragen. Ziel ist es, die Potentiale einer aufbauenden Landwirtschaft mit Hilfe von Permakultur-Kriterien mit zu gestalten und sichtbar zu machen.

 

Im Anschluss an die Vorträge (14:00-14:30 Uhr) findet ein moderiertes Gespräch mit den Referenten und einem konventionell wirtschaftenden Landwirt statt.

 

Nach einer Pause geht es für Mitglieder weiter mit der diesjährigen Landesmitgliederversammlung des Grüne Liga Brandenburg e.V..

 
 
 
 
 
 

zur Person: Daniel Fischer

 

Daniel Fischer studierte an der Fachhochschule Eberswalde "Landschaftsnutzung & Naturschutz". Im Rahmen einer studentischen Initiative war er als Mitinitiator an der Gestaltung eines permakulturellen Modellprojekts beteiligt. Während dieser Zeit erweiterte er sein Wissen als Schüler der beiden Mulchgarten-Pioniere Kurt Kretschmann und Rudolf Behm. Nach wissenschaftlichen Tätigkeiten an den Universitäten in Bayreuth und Halle (Saale) mit den Schwerpunkten "Terra Preta, Pflanzenkohle-Eigenschaften und -Anwendung, Klimaschutz und Bodenverbesserung" arbeitet er aktuell als Innovationsmanager im Rahmen des europäischen Förderprojekts AF4EU am ZALF.

Als Mitgründer eines Regionalen Agroforst-Innovations-Netzwerks (RAIN) in Sachsen-Anhalt und des Deutschen Fachverbands für Agroforstwirtschaft (DeFAF e.V.) konnte er mehrere Minister von diesem nachhaltigen und multifunktionalen Lösungsansatz bereits begeistern. Darüber hinaus ist Daniel Fischer ebenfalls als freiberuflicher Berater, Bildungsreferent und Wissenschaftler im Bereich nachhaltiger, regenerativer und permakultureller Landnutzungssysteme aktiv. Neben landwirtschaftlichen Verbänden berät er ebenfalls Institutionen und Vertreter aus den Bereichen Forschung, Verwaltung und Politik. Auch erhielt er für herausragendes Engagement und eigene Forschungsaktivitäten diverse Auszeichnungen wie den "Engagement-Preis" 2006 des Eberswalder Fördervereins für Lehre und Forschung e. V., den Barnimer Umweltpreis 2007 und den Förderpreis der Agrarwirtschaft 2012.

 
 
 
 
 
 

zur Person: Stefanie Maaß

 

Die Referentin studierte an der Universität Erlangen-Nürnberg "Biologie" (Bachelor) und an der Freien Universität (FU) Berlin "Biodiversität, Ökologie und Evolution" (Master). Anschließend promovierte Stefanie Maaß an der FU Berlin zum Thema "Verteilungsmuster von Bodentieren" und arbeitete fünf Jahre an der Universität Potsdam als wissenschaftliche Mitarbeiterin zum Thema "Kopplung von ober- mit unterirdischen Prozessen". Seit 2022 forscht sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der FU Berlin zum Thema "Lärmverschmutzung im Boden". Ihre ganz besondere Liebe gilt den Bodentieren mit sechs oder acht Beinen (allgemein als Bodeninsekten und -spinnentiere bezeichnet). Hierbei werden Effekte von einzelnen Faktoren des Globalen Wandels, aber auch in Kombination miteinander (z. B. Dürre, Mikroplastik, oberflächenaktive Substanzen, etc.) auf Boden und Bodentiere erforscht. Besonders große Freude macht ihr die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, aber zu unserem Glück natürlich auch mit Erwachsenen, bei der sie ihren großen Wissensfundus weitergeben kann.