Seit 1990 hat sich die Spargelanbaufläche in Deutschland, so auch in Brandenburg, in etwa verzwanzigfacht. Die Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg vereinen annähernd die Hälfte der Spargelanbauflächen auf sich. So wurden im Land Brandenburg aktuell auf 3.100 Hektar Spargel angebaut und 15.900 Tonnen von diesem Gemüse geerntet. Dabei handelt es sich zumeist um riesige Monokulturen, die unter Folie einen frühen Erntetermin ermöglichen sollen. Zusätzlich werden die Pflanzen beheizt und bewässert. Nach acht Anbaujahren ist der Boden so ausgelaugt, dass neue Flächen für den Anbau erschlossen werden müssen. Diese Form der Landwirtschaft wird Brandenburg verändern.
Der Spargelanbau erfolgt auch häufig in europäischen Schutzgebieten und geht mit einem dramatischen Artenschwund einher. Dies steht im Widerspruch zu den Schutzzielen der Europäischen Union. In Deutschland dagegen widerspricht diese Anbauform nicht der sogenannten "ordnungsgemäßen Landwirtschaft", wobei dieser unbestimmte Rechtsbegriff eine weite Auslegung zulässt. Es besteht daher ein außerordentliches Interesse des Landes, dieses Problem fachlich und rechtlich zu thematisieren. Eventuelle Verstöße gegen europäisches Recht würden ansonsten hohe Vertragsstrafen durch die Europäische Union zur Konsequenz haben.
Die Veranstaltung der GRÜNEN LIGA am 2.4.2016 in Potsdam hat dazu beigetragen, das Gespräch zwischen den Spargelbauern, den Naturschützern, den Behörden und den betroffenen Bürgern zu befördern. Durch die Tagungsvorträge wurde das Problem dargestellt und von verschiedenen Seiten beleuchtet. Gleichzeitig wurden in der anschließenden Diskussion zukünftige Handlungsspielräume, Ziele und Aufgaben aufgezeigt. Hierbei bestätigte sich die Notwendigkeit, in einen solchen Prozess möglichst viele gesellschaftliche Gruppen miteinzubeziehen.
Die 45 Tagungsteilnehmer erlebten eine Atmosphäre des respektvollen Umgangs trotz gegensätzlicher Positionen und Sichtweisen. Die Resonanz war durchgehend positiv. Neben den vorgetragenen fachlichen Aspekten gab es auch mehrere Rechtsprobleme, die kontrovers diskutiert wurden. Dabei kam es zu einem intensiven fachlichen Austausch zwischen den Referenten und den Teilnehmern. Leider hat das MLUL kurzfristig einen Tag vor der Veranstaltung abgesagt, sodass die Position der Obersten Fachbehörde nicht in diesen Prozess einfließen konnte.
Wir sind zur Zeit, bemüht den Vortrag des MLUL für eine Veröffentlichung zu erhalten.