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Offener Brief von NABU Brandenburg, BUND Brandenburg, GRÜNE LIGA Brandenburg und Naturfreunde Brandenburg

Potsdam, 30.3.2017

Wölfe in Brandenburg

 

Sehr geehrter Herr Vogelsänger,

 

mit großer Verwunderung haben wir die Pressemitteilung Ihres Hauses vom 28.3.2017 zur Kenntnis genommen.

 

Auch wir sehen mit Besorgnis die derzeitige Entwicklung in der Diskussion um den Wolf. Diese wird immer mehr extrem emotional geführt. Die genannte Pressemitteilung heizt diese Diskussion weiter an und führt weder zu einer Versachlichung der Diskussion noch zu einer Lösung der Herausforderungen für Weidetierhalter.

 

Bereits die Diskussionen und Vorstöße um die Veränderung des Schutzstatuses für den Biber haben gezeigt, dass dies von der EU als unnötig erachtet wurde und nicht weiter zu verfolgen sind. Diese Diskussion für den Wolf erneut anzuheizen, schürt falsche Hoffnungen. Diese sind nicht nur nicht zu realisieren, sondern auch nicht zielführend, um einen tatsächlichen Schutz von Weidetieren zu erreichen.

 

Paragraph 3 der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) fordert, dass Haltungseinrichtungen so zu gestalten sind, (…) dass eine Verletzung oder sonstige Gefährdung der Gesundheit der Tiere so sicher ausgeschlossen wird, wie dies nach dem Stand der Technik möglich ist und die Tiere, soweit möglich, vor Beutegreifern geschützt werden. Ganz Brandenburg ist seit dem Beschluss des Wolfsmanagementplanes 2012 vollständig als Wolfserwartungsland eingestuft. Dennoch sind große Teile der Weiden noch immer nicht entsprechend der empfohlenen Standards geschützt. Ständig wechselnde Ansprechpartner und Förderrichtlinien erschweren es dem Tierhalter, sich um eine entsprechende Beratung und Unterstützung zu bemühen. Erst jetzt werden zentrale Forderungen des 2012 beschlossenen Wolfsmanagementplanes angegangen, wie beispielsweise die Einrichtung von Wolfs- und Herdenschutzinformationsstellen. Wir Umwelt- und Naturschutzverbände unterstützen alle Maßnahmen für eine sinnvolle Prävention und zum notwendigen Schadensausgleich.

 

Wir wehren uns jedoch dagegen, dass der Wolf zum Sündenbock gemacht wird, um von den eigentlichen Problemen in der Brandenburger Landwirtschaft abzulenken.

 

Durch eine fehlgeleitete Agrarförderung ist es Weidetierhaltern in der Konkurrenz zu billigen Massenfleischproduktionsanlagen immer weniger möglich, kostendeckend zu arbeiten. Während in den letzten 10 Jahren 679 Schafe durch Wölfe gerissen wurden, verschwanden aufgrund der Umstellung von "Mutterschaf-" auf Flächenprämie in Brandenburg im gleichen Zeitraum ca. 70.000 Schafe aus der Landschaft. Zudem mussten durch die Überproduktion von Milch in den zurückliegenden Monaten in Brandenburg ca. 90 Milchviehbetriebe aufgeben. Das Land hat heute etwa 16.000 Milchkühe weniger als noch im Jahr 2015.