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Foto Herta und Dr. Ernst Urbahn

Herta und Dr. Ernst Urbahn beim Bearbeiten ihrer wissenschaftlichen Sammlung (undatiert, mit freundlicher Genehmigung von Lotte Kiesel)

Erinnerung an Doktor Ernst Urbahn und seine Frau Herta

 

Ernst Urbahn wurde am 7.4.1888 (im Dreikaiserjahr) in Zehdenick in der jetzigen Dammhaststraße Nr.31 in einer alteingesessenen bürgerlichen Familie geboren. Sein Vater war Holzhändler und kaufte das Hausgrundstück Poststraße 15 um 1900, welches an der Havel liegt. Mit seiner Schwester Emmi, die sich später als Malerin von Blumen auszeichnete, durfte Ernst eine frohe Kindheit verleben. Sein Vater und dessen Brüder weckten schon früh sein Interesse für Schmetterlinge, so daß er schon mit sieben Jahren selbst sammelte. Nach dem Besuch der Bürgerschule absolvierte er das Gymnasium "Carolinum" in Neustrelitz und studierte anschließend in Heidelberg, Berlin und Jena Biologie, Physik, Erdkunde und Mathematik. Seine Doktorarbeit von 1913 trägt den Titel: "Abdominale Duftorgane bei weiblichen Schmetterlingen" (d.h. am Bauch befindliche), die er mit magna cum laude (mit großem Lob) abschloß. 1914 legte er sein Staatsexamen ebenfalls mit Auszeichnung ab. Von 1914-16 war er in Brandenburg/Havel im Schuldienst tätig, wo seine spätere Frau Herta seine Schülerin war. Ihr Vater war dort Stadtbaumeister. Anschließend erhielt Dr. Urbahn eine Anstellung als Oberlehrer in Schwiebus und ab 1. Juli 1920 in Stettin, so daß sie anschließend heiraten konnten. Es entstand in etwa 20jähriger, gemeinsamer Arbeit das Standardwerk: "Die Schmetterlinge Pommerns". Ihre Ferien und Wochenenden entsprachen damit Arbeitsurlauben, die schriftlichen Arbeiten erledigte Frau Herta. Kinder hatten sie nicht.

1927 übernahm Dr. Urbahn ehrenamtlich die Schriftleitung der "Entomologischen Nachrichten Deutschlands." In Stettin schufen sie eine umfangreiche und akkurate Schmetterlingssammlung, welche sich dort im Museum befand und 1945 durch Brand vernichtet sein soll. Sie soll aber auch in Warschau in einem Museum gesichtet worden sein.

Sie haben öfter schriftlich recherchiert, aber aus Polen keine Antwort bekommen.

Im Krieg waren sie mit anderen Schulklassen im Rahmen der Kinderlandverschickung 3 Jahre auf Rügen, denn die Luftangriffe wurden immer schlimmer. Nach dem Zusammenbruch 1945 standen sie in Stettin vor dem Nichts, versuchten aber trotzdem, weiterzuarbeiten. Als sie unter polnischer Regierung als Deutsche keine Lebensmittelkarten bekamen, machten sie sich im Spätsommer 1945 mit einem selbstgebauten Wägelchen auf den Weg nach Zehdenick, denn Zugverkehr bestand nun nicht mehr und verhungern wollten sie nicht. Auf dem Heimweg stellte er sich in Templin seiner Schulbehörde zur Verfügung, beide begannen daneben trotz ihres Alters und aller Widrigkeiten der Nachkriegszeit, eine neue Schmetterlingssammlung aufzubauen. Die war an ihrem Lebensende 2.500 Arten (!) angewachsen und wurde von ihnen dem Naturkundemuseum in Berlin vererbt.