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Veranstaltung "Ein Leben in Harmonie - Erna und Kurt Kretschmann" am 17.11.2018

Die Welt in ihrer Ganzheit sehen

"Es gibt keinen Idealismus ohne Opfer. Doch jedes Opfer ist möglich, solange es vom Idealismus getragen wird."

Kurt Kretschmann

 

Der große Philosoph Søren Kierkegaard erkannte, dass man "das Leben rückwärts verstehen kann, es aber vorwärts leben muß". In diesem Sinne lade ich Euch ein, einen Blick zurückzuwerfen und in die Lebensgeschich­ten von Erna und Kurt Kretschmann einzutauchen.

Foto von Erna und Kurz Kretschmann auf einer Bank.

Erna und Kurt Kretschmann. Foto: Kretschmann-Archiv

Erna Kretschmann wurde am 12. November 1912 in dem kleinen Dorf Bollinken bei Stettin geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg wohnte sie mit ihren Eltern in Köslin dem heutigen Koszalin. Dort besuchte Erna zwischen 1919 und 1923 die Volksschule und danach bis 1930 das Lyzeum. Nach dem Tod des Vaters Otto Jahnke im Jahr 1925 musste ihre Mutter Martha für sich und ihre zwei Kinder den Lebensunterhalt alleinig bestreiten. Ernas Mutter arbeitete in einem hoch­herr­schaft­lichen Haushalt, in dem sie Zugang zur Bibliothek hatte. Stets lern- und wissbegierig las sie Dostojewsky, Gogol und Tolstoi und ermög­lichte gleiches ihren Kindern. So wuchs Erna, geprägt durch die Mutter, zu einer politisch denkenden Persönlichkeit heran. Von 1930 bis 1932 absolvierte Erna, als eine der ersten Absolventinnen eine neugeschaffene und deutschlandweit vereinheitlichte dreijährige Ausbildung zur Kindergärtnerin und Hortnerin.

Die erste Ehe mit Max Scherff verschlug sie nach Rüdnitz bei Bernau. Nach der Geburt ihres Sohnes Gilwar im Jahr 1936 und ihrer Tochter Christel im Jahr 1939 lernte sie Kurt Kretschmann kennen. Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann 1941 heirate Erna ein Jahr später den an die Ostfront eingezogenen Kurt Kretschmann per Ferntrauung.

 

Kurt Kretschmann, Kind einer Berliner Arbeiterfamilie erblickte das Licht der Welt am 02. März 1914. Seine Eltern Mariechen und Paul Kretschmann lebten zu dieser Zeit in bitterer Armut unter schlechtesten Wohn- und Lebens­verhältnissen, so dass ein Arzt dem abgemagerten Knaben nur wenige Überlebenschancen einräumte. Nur der treusorgenden Großmutter war es Kurt zu verdanken, dass er diese schweren Zeiten unbeschadet überstand. Zwischen 1920 und 1928 besuchte er in Tangermünde bzw. in Berlin die Volksschule und arbeitete danach bis 1931 als Zuschneiderlehrling in einer Kleinfabrik. Konsequent kündigte er seine Anstellung 1933, als die kleine jüdische Firma ihre Produktion auf die Herstellung von Wehrmachtsuniformen umstellte. Die drei folgenden Jahre lebte er mit seinem Freund Herbert Marquart völlig autark in dessen Waldlaube in Rüdnitz bei Bernau. Im Alter von 22 Jahren trat Kurt seinen Dienst bei der Wehrmacht an. Nach nur fünfmonatiger Ausbildung entließ man ihn mit der Einschätzung, dass er "zu gefährlich für den Geist der Truppe sei". Nach der Entlassung ging Kurt auf Wanderschaft. Ganze 12.000 Kilometer legte er zurück und durchquerte Deutschland, die Schweiz und Oberitalien. Diese Wanderung durch wunderbare Naturlandschaften prägten Kurts Liebe zur Natur und waren Grundlage für seine spätere Idee, sich dem Erhalt dieser zu verschreiben. Nach einem Verhör durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) im Jahr 1941 ereilte Kurt die Einberufung an die Ostfront, nachdem er schon seit 1940 in Königsberg (Neumark) Zwangsarbeit verrichten musste. Ein Jahr später heiratete Kurt per Ferntrauung Erna Scherff.